Ein Leben für die Chemie
In 47 Jahren kann viel passieren – von geklonten Schafen, über die Erfindung des Internets bis hin zur Wiedervereinigung zweier geteilter Länder. Das ist das ganz große Bild. Aber auch im Kleinen schreibt eine Zeit von fast einem halben Jahrhundert Lebensgeschichten. Eine davon ist die berufliche Erfolgsstory von Jörg Pläster - von 1977 bis heute eng mit Chemie, Evonik und Chemiepark verbunden.
Mit einer Schlosserlehre bei den "Chemischen Werken Hüls" in Marl gestartet, über Stationen wie Montage- und Gruppenleiter im In- und Ausland weitergereist, arbeitet Pläster sich „nach oben“. Nun steht die letzte Arbeitsetappe für den 64-jährigen Marler kurz bevor: Ruhestand. Ein Rückblick auf ein halbes Jahrhundert für und in der Chemie.
„Ich möchte meine Geschichte ein wenig in die Welt tragen, weil es sicherlich nicht selbstverständlich ist, über eine so lange Zeit hinweg eine solche Reise erleben zu dürfen“, sagt Jörg Pläster. „Ich bin sehr dankbar dafür.“
Die Zeitreise beginnt im September 1977. Damals arbeitet man in Marl noch „auf Hüls“ oder für die „CWH“ - die Chemischen Werke Hüls. Pläster macht dort eine Lehre zum Betriebsschlosser, arbeitet anschließend als Wechselschichtschlosser in verschiedenen Produktionen der heutigen Vestolit im Chemiepark Marl. „Das hat mir viel Spaß gemacht, aber der Meister musste schon sein“, sagt Pläster. Von 1982 bis 1985 folgt also der Handwerksmeister, direkt danach schließt sich der erste große Job an – Fachmontageleiter mit 25 Jahren.
Sechs Jahre später dann das erste Abenteuer im Ausland: Mit seiner Familie zieht Pläster Anfang der 90er-Jahre nach Mobile, Alabama, und baut dort die Isophoron-Anlage mit auf – „eine tolle Herausforderung als junger Montageleiter.“ Diese Position führt ihn in den kommenden Jahren an immer neue Orte, beschert ihm immer neue Herausforderungen: Von Neubauprojekten in Nünchritz, Bitterfeld und Worms bis hin zu kleinen und großen Montagen in Antwerpen und Herne.
2006 dann der nächste, große Sprung: Ab sofort darf Pläster sich als „ATler“ (außertariflicher Beschäftigter) bezeichnen. Ein kleiner Meilenstein. Als Bauleiter für die damalige Infracor GmbH steuert er von 2009 bis 2012 ein großes Pipeline-Projekt – von Münchsmünster in Bayern bis nach Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz entsteht auf 400 Kilometern Länge die neue Ethylen-Pipeline-Süd. Damaliger Projektleiter: Der im Juli gestartete neue Chemiepark-Standortleiter Thomas Basten.
Auch wenn er immer wieder unter neuen Namen und Logos firmiert - der Chemiepark Marl entwickelt sich für Pläster im Laufe der Zeit zu einer Art beruflichen Heimat, zu einem Ursprungsort, an den er immer wieder zurückkehrt: Nach dem Unglück in der CDT-Anlage 2013, half er mit, die Produktion für Evonik neu aufzubauen. „Eine der spannendsten Herausforderungen meiner Laufbahn“ nennt Pläster diese Zeit. Mit der Ansiedlung der Metro im Nordwesten des Chemieparks sammelt er als Schnittstellenkoordinator neue Erfahrungen im Evonik-Universum.
Es folgen Reisen nach Shanghai, eine Rückkehr nach Mobile und Aufgaben im österreichischen Schörfling, vor allem, um dort den Technischen Service zu unterstützen. 2018 übernimmt Pläster die Fachbereichsleitung der PRM-MO mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – unter seiner Leitung entstehen neue „Competence Center“ für Tagesgeschäft, Revisionen und Montagen.
„Ich kann kaum glauben, dass meine Zeit nach jetzt fast 50 Jahren wirklich zu Ende geht. Ich habe die unterschiedlichsten Menschen und Kulturen kennengelernt, viele Ideen umgesetzt, andere wieder verworfen. Ich war stets mit Freude dabei und bin sehr dankbar, Teil der Chemiepark- und Evonik-Welt gewesen zu sein“, sagt Pläster. „In diesem Sinne: Ihnen und Euch alles Gute, auf eine erfolgreiche Zukunft. Es war mir eine Ehre!“
Während Pläster beruflich nun also ins Ziel einläuft, warten privat weitere Etappen. Eine davon ist eine ehrenamtliche Unterstützung auf der palliativmedizinischen Station für ein Krankenhaus in Marl. „Das ist eine anspruchsvolle Herausforderung, die ich gerne annehme. Nochmal 47 Jahre dürften schwierig werden, aber wenn ich nur schon ein paar Jahre helfen kann, freue ich mich, so etwas zurück zu geben – das Leben hat mit viel Gutes beschert!“